Das Schneiderkreuz

Das SCHNEIDERKREUZ

soll nach mündlicher Überlieferung daran erinnern, dass sich hier im Lachgewann von Nieder-Erlenbach, heute Stadtteil von Frankfurt, zwei Schneider im Streit erschlagen haben.

Es handelt sich um ein klassisches Sühnekreuz oder Mordkreuz, das am Wegesrand Richtung Kloppenheim keinen Kilometer von der Grenze zu Bad Vilbel entfernt steht und daher als Besonderheit hier Erwähnung findet.

Solche steinernen Flurkreuze wurden im Mittelalter zur Sühne für einen begangenen Mord oder Totschlag errichtet.  Es sind Sühnesteine in der Form eines Kreuzes, die meist an Wegen und Wegkreuzungen aufgestellt wurden, um Vorbeiziehende zum Gebet für einen Verstorbenen anzuhalten, der unvermittelt zu Tode kam, ohne dass er die Sterbesakramente hatte empfangen können. Wurde jemand im Streit oder absichtslos getötet, musste der Schuldige mit der Familie des Opfers einig werden. Zwischen den beteiligten Parteien wurden oft Sühneverträge abgeschlossen. Ab 1300 soll es üblich gewesen sein, am Tatort oder dort, wo es die Angehörigen wünschten, ein steinernes Sühnekreuz aufzustellen.
Auf einigen Steinkreuzen sind Waffen (Armbrust, Axt oder ähnliches) eingearbeitet, möglicherweise die Tatwaffen, was auch in diesem Fall denkbar ist, selten hingegen Namen oder Datierungen.

Inschrift: Abbildung einer Stoffschere
Datierung: unbekannt / um 15. Jahrhundert
Material: Graubasalt
(Nachbildung, das Original wurde in den 1970er Jahren entwendet)

Standort: Frankfurt am Main – Nieder-Erlenbach,
Zum Schäferköppel, Richtung Petterweil (Flur: Lachgewann)
GPS: N 50.212420 O: 8.713340


Erwähnenswert:
Auch in Nienstädt, Lkr. Schaumburg existiert ein Schneiderkreuz, in dem Fall als Schneiderstein mit Kreuz gearbeitet (Fotoausschnitt: Original um 1985)

1450 traf Schneidergeselle Kurt Bössow auf der Wanderschaft seinen alten Freund Hinrich Wulf. Sie zechten, wobei Wulf bei Bössow eine beträchtliche Summe Geld sah. Als sie weiterzogen, machten Sie am Schnatwinkel Rast, wo Wulf den schlafenden Büssow mit dessen Schere angriff. Der konnte sich wehren, erstach dabei aber versehentlich seinen Freund Wulf. Wieder selbst genesen, bat er darum, von seinem Ersparten seinem Freund an der Stelle der Tat einen Denkstein zu setzen.

Standort (Nachbildung, da Original verschollen):
Nienstädt, Hannoversche Straße  (B 65)
GPS: 52.2973, 9.17549


Fotos dieser Seite: P. W. Hübner

Quellen: Institut f. Stadtgeschichte Frankfurt ISG FFM Bestand S3 Nr. 18031-1

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